Konsumentenverhalten: Schokolade vom Discounter schmeckt mit Fairtrade Logo besser

Wie stark der Einfluss des Halo-Effekts auf den Geschmack wirken kann, habe ich bereits beschrieben. Bspw. schmeckt  Coca Cola objektiv betrachtet genauso wie Pepsi. Durch das enorm starke Markenimage von Coca Cola wird aber das emotionale Gedächtnis des Menschen angesprochen und das strahlt positiv auf den Geschmack des Produktes aus. Kennen Sie bereits.

Enax et al. von der Uni Bonn haben die Auswirkungen des Fairtrade Siegels auf Konsumentenverhalten untersucht (n=40). Die Erkenntnisse sind: Für Produkte mit Fair-Trade-Siegel sind die Konsumenten bereit mehr zu zahlen (bis zu 30%) und das Fairtrade Siegel regt die Hirnaktivität an, so dass diese Produkte subjektiv besser schmecken als Produkte ohne Siegel. Ähnlicher Versuchsaufbau. Probanden sollten herkömmliche Discounter-Schokolade einmal mit Fairtradelogo und einmal ohne probieren. Auch hier konnte der Halo-Effekt nachgewiesen werden. Fairtrade strahlt positiv auf den Geschmack aus. Im Blindtest schmecken im übrigen farblich unterschiedliche Gummibärchen gleich, genauso wie Biere oder Weinbrände.

Die Untersuchung von Enax ist hier zu finden:

Enax, L.; Krapp, V.; Piehl, A. & Weber, B. (2015). Effects of social sustainability signaling on neural valuation signals and taste-experience of food products. Front. Behav. Neurosci. 9: 247.

Sozialpsychologie: Widerstände bei der Einführung von Business-Software

Es ist zu beobachten, dass die Einführung von neuer Business Software, wie ERP-, CRM-, Projektmanagementsysteme etc., nicht immer als Veränderungsprozesse durch die Initiatoren wahrgenommen werden (vgl. Moser, 2012). Die vermeintlich „kleine Änderung“ kann aber bei den betroffenen Mitarbeitern zu Widerständen und Reaktanzreaktionen führen. Insbesondere dann, wenn die Mitarbeiter den alten Workflow ablegen und eine neue unbekannte Verfahrensweise lernen müssen.

Verschärfen dürfte sich die Situation, wenn die Usability eines neuen Systems nicht gegeben ist. Auf http://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/article/1441176308-wirtschaftspsychologie-gebrauchstauglichkeit-und-spassfaktor-bei-der-digitalen-arbeit-kor.html wurde dazu folgender Artikel veröffentlicht: „Gebrauchstauglichkeit und Spaßfaktor bei der digitalen Arbeit korrelieren“.

Für die Auswahl neuer Software ist darauf zu achten, dass eine optimale Gebrauchstauglichkeit (Usabillity) vorhanden ist, so dass positive Emotionen bei der Nutzung und Flow-Erlebnisse entwickelt werden können.

Wichtige Komponenten, um ein positives Nutzungserlebnis auszulösen, sind nach Meinung von Kost & Künz (2015): Neuartigkeit, Ungewöhnlichkeit, Brillianz etc. Für eine hohe Gebrauchstauglichkeit wären es die Komponenten: Einfachheit, Erwartungskonformität, Vertrautheit.

Es gilt auch hier der Ausspruch: nicht den Menschen an die Arbeit / Software, sondern die Arbeit / Software an die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Arbeitnehmer anpassen.

Literatur:

Kost, J. & Künz, A. (2015). Digigitale Medien in Arbeits- und Lernumgebungen. Lengerich: Papst.

Moser, M. (2012). Change Management in ERP-Projekten. In Rosenstiel, L.v., Hornstein, E.v. & Augustin, S. (Hrsg.) Change Management Praxisfälle. Veränderungsschwerpunkte Organisation, Team, Individuum. S. 69-80. Berlin: Springer.

Materielle Mitarbeiterbeteiligung bei traditionellen Bäckern

Generell ist die Idee nicht so wirklich neu, Mitarbeiter am Kapital oder, wie in dem Beispiel, am Erfolg des arbeitgebenden Unternehmens zu beteiligen.

Das traditionelle Bäckereihandwerk hat in den letzten Jahren extreme Konkurrenz bekommen. Großbäckereien kaufen ihre Zutaten in Billiglohnländern, Discounter haben ihre eigenen Backshop-Konzepte und die Verbraucher neigen zum non-stop-shopping. Da wirkt der kurze Gang zur Bäckerei überflüssig.

Schon Neumann (2011) entwickelte ein Trainingsprogramm zum kundenorientierten Verhalten in Bäckereien. Am 3.09.15 ist auf https://idw-online.de/de/news636863 zu lesen, dass in einer Bäckereikette finanzielle Anreize zur Steigerung effizienter Teamarbeit geleistet werden. Dies sei ein wichtiger Baustein für die Qualitätsoffensive „besserer Service“. Im Sinne des operanden Konditionierens wäre also zunächst das von Neumann (2011) entwickelte Training sinnvoll, um dann das Verhalten positiv durch Gratifikationen für das gesamte Team zu verstärken (siehe dazu auch organizational behavior modification).

Quelle: Neumann, C. (2011). Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur Schulung kundenorientierten Verhaltens. Mering: Hampp.