Positive Wirkung des „quick nap“

Quick nap oder power napping wurde nicht erst in den neumodischen Kreisen von Hipstern oder Yuppies erfunden. Vielmehr ist er in einigen Ländern Europas seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Kultur. Die spanische Siesta ist der traditionelle Mittagsschlaf, der hierzulande vielleicht sogar in größerem Stil Einzug finden könnte, wenn die Vorteile bewusst wären. So wurden kürzlich erst „Napcabs“ auf dem Münchener Flughafen für das Nickerchen zwischendurch installiert. Die dortigen acht Kabinen sind mit einem Bett, Tisch und einem Internetanschluss ausgestattet.

Eine junge Frau hält Siesta in einer Hängematte (Gemälde von Gustave Courbet, 1844) gemeinfrei Common Lizenz
Eine junge Frau hält Siesta in einer Hängematte (Gemälde von Gustave Courbet, 1844) gemeinfrei Common Lizenz

Warum ist es sinnvoll nach dem Mittagessen ein Schläfchen zu halten? Nach der Mahlzeit ist der Verdauungstrakt mit Hochdruck beschäftigt, die zugenommenen Speisen weiter zu verarbeiten. Das benötigt viel Energie. In diesem Mittagstief sinken die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit merklich. Ein kurzer Erholungsschlaf, nicht nur unbedingt zur Mittagszeit, kann generell die Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen (bspw. Lahl, Wispel, Willigens & Pietrowsky, 2008).

Goldschmied, Cheng, Kemp, Caccamo, Roberts & Deldin (2015) betonen, dass der quick nap positive Effekte auf die Stimmung und auf das Immunsystem haben kann. Außerdem wird selbst bei einem kurzen Nickerchen die Müdigkeit reduziert. Dies ist mittlerweile ein gesicherter Fakt in der Wissenschaft. Goldschmied et al. (2015) gingen noch einen Schritt weiter und wollten wissen, ob ein quick nap Einfluss auf emotionale Stabilität, Frustration und Impulsivität hat. Dazu wurde ein Experiment entwickelt, an dem 40 Personen (n=40) teilgenommen haben. Die Probanden wurden per Zufall auf die nap- und no-nap-Bedingungen aufgeteilt. Sowohl die Experimental- als auch die Kontrollgruppe mussten eine frustrierende, weil nicht lösbare Aufgabe bewältigen. Danach wurde über einen standardisierten Fragebogen das emotionale Befinden bzw. die Impulsivität erhoben. In der non-nap Bedingung bekamen die 20 Probanden jetzt eine Naturdoku gezeigt, während die „nap-Probanden“ sich schlafen legen durften. Danach absolvierten alle Probanden eine weitere unlösbare Frustrationsaufgabe und wurden danach noch einmal befragt.

Nach Auswertung der Ergebnisse konnte bestätigt werden, dass die „nap-Probanden“ weniger impulsiv waren und eine erhöhte Frustrationstoleranz aufwiesen. Die andere Gruppe zeigte genau das gegenteilige Muster. Emotionale Kontrolle hängt augenscheinlich mit dem Grad der Wachheit einer Person zusammen und kann durch einen „quick nap“ gesteigert werden.

Die Ergebnisse sollten den Praktiker „wachrütteln“. Bis dato ist das Image gegenüber eines Nickerchens am Arbeitsplatz eher negativ belastet. Es kommen Assoziationen zum faulen Mitarbeiter hoch. Es ist allerdings mit einem positiven Kosten- / Nutzenverhältnis zu rechnen, wenn das Personal ausgeruht, wach und mit erhöhter emotionaler Stabilität komplexe Aufgaben bewältigt.

Literatur:

Goldschmied, J.; Cheng, P.; Kemp, K.; Caccamo, L.; Roberts, J. & Deldin, P. (2015). Napping modulate frustration and impulsivity: A pilot study. Personality and Individual Differences, 86, 164-167.

Lahl, O.; Wispel, C.; Willigens, B. & Pietrowsky, R. (2008). An ultra short episode of sleep is sufficient to promote memory performance. Journal of Sleep Research, 17, 1, 3-10. [Internet: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-2869.2008.00622.x/epdf 07/16]

Im Überblick:

http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2010-10/Nickerchen-Powernap-Arbeit

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