Urteil: Adblocker zu nutzen, ist rechtlich einwandfrei

Das Oberlandesgericht Köln hat bestätigt, dass die Nutzung von Adblockern zulässig ist. Internet-User dürfen frei entscheiden, ob sie Display Ads konsumieren möchten oder diese generell mit einem Adblocker ausschalten. Ob das dahinterstehende Geschäftsmodell ebenfalls juristisch einwandfrei ist, muss noch geklärt werden. Bei Adblock können sich Werbetreibende auf sog. White-Lists einkaufen.

256px-Adblock_Plus_2014_Logo.svgDas Adblocker Urteil aus Köln ist für Axel Springer, dem klagenden Unternehmen, als auch für Publisher ein herber Rückschlag. Geschäftsmodelle geraten so zunehmend ins Wanken. Der OVK schätzt, dass rund 21% der deutschen Internet-User bereits auf Adblocker setzen. Das bedeutet für Werbetreibende und Website-Betreiber deutliche Umsatzverluste, wenn die Refinanzierung über Werbeeinnahmen erfolgt.

Andererseits ist die Kreativbranche mehr denn je aufgefordert, Inhalte zu kreieren, die die Nutzer nicht als störend, aufdringlich und nervend empfinden. Andererseits sollte aber auch ein Imagewandel angestoßen werden. Den Usern fehlt offensichtlich das Bewusstsein, dass das Internet Kosten verursacht.

Im Studiengang Master Sales and Marketing werden wir in dem Modul Online-Marketing dieses Thema aufgreifen und kreativere Werbeformate analysieren.

Hier können die Details nachgelesen werden: https://www.haufe.de/marketing-vertrieb/online-marketing/adblocker-sind-in-deutschland-zulaessig_132_364426.html?xing_share=news

Strukturiertes Einstellungsinterview als valides Instrument zur Personalauswahl

Konventionelle Einstellungsinterviews, wie sie vielfach in deutschen Unternehmen durchgeführt werden, entsprechen statistisch gesehen fast dem reinen Raten bei der Personalauswahl (vgl. Schmidt & Hunter, 1998). Faktisch könnten die Bewerbungen auch abgezählt und bspw. jede dritte eingehende Bewerbung angenommen werden. Personalverantwortliche unterliegen nämlich Fehlurteilen durch Primacy- und Halo-Effekten oder Selbstdarstellungstalenten seitens der Bewerber. Manchmal reicht schon die ethnische Herkunft, das Geschlecht oder die Attraktivität eines Bewerbers aus, um abgelehnt oder angenommen zu werden. All dies hat nichts mit seiner späteren beruflichen Leistung zu tun. Weiterlesen

Optimale Übermittelung von bad news, bspw. einer Kündigung

Menschen haben häufig konkrete Vorstellungen davon, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Es werden Ablaufschemata entwickelt und Skripte entworfen. Menschen konstruieren aber auch Stereotype, was bspw. Politiker, Friseure, Manager usw. auszeichnet. Erfolgreiche Manager werden bspw. als intelligent, rational, strebsam, durchsetzungsstark und als „Macher“ identifiziert. Diese implizite Persönlichkeitstheorie ist allerdings zu kurz gegriffen. Führungserfolg hängt stark von der Situation, vom Empathievermögen und weniger von den o.g. Persönlichkeitseigenschaften ab. Zudem sind erfolgreiche Manager bis zu 90% ihrer Tätigkeit mit Kommunikation beschäftigt.

Forscher der Universität des Saarlandes haben dies in den Fokus gestellt und hinterfragt, wie Kündigungsgespräche optimal durchzuführen sind. Die Art und Weise wie bad news kommuniziert werden korreliert mit der Akzeptanz seitens des Gekündigten und mit der Häufigkeit, ob die Kündigung juristisch Konsequenzen nach sich zieht. Pro Jahr beschäftigen sich deutsche Arbeitsgerichte mit ungefähr 200.000 kündigungsbedingten Mandaten.

Unhappy employee or demotivated at working place
Auch bei der Übermittelung von bad news wie bspw. einer Kündigung sollten Vorgesetzte darauf achten, dass die Mitarbeiter sich nicht ungerecht behandelt fühlen.

Wird der Vorgesetzte als fair bei der Übermittlung der bad news empfunden, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass diese akzeptiert wird. Der Ton und die Begründung warum die Kündigung unumgänglich ist, sind dabei wichtige Prädiktoren. Ungünstig ist es laut der Studie von Richter, König, Koppermann & Schilling (2016) dem betroffenen Mitarbeiter direkt die Botschaft zu übermitteln „Sie sind gefeuert“. Dies erzeugt Frustration und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass konfrontativ agiert wird. Es empfiehlt sich viel mehr für die Führungskraft emphatisch auf den Mitarbeiter und seine Situation einzugehen, sich Zeit zu nehmen, ihn respektvoll zu behandeln und gleichzeitig zu begründen, warum die Kündigung notwendig ist. Ziel ist es, dass der gekündigte Mitarbeiter das Gespräch als gerecht erlebt.

Weiterführend könnte untersucht werden, wie sich Kündigungen auf das Organisationsklima, die Arbeitszufriedenheit oder -motivation der im Betrieb verbliebenen Mitarbeiter auswirken. Hypothetisch betrachtet wird vermutlich auch hier die Fairness bei der Übermittelung der bad news das Verhalten und Erleben der weiter im Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter beeinflussen.

Die gesamte Studie von Richter et al. (2016) kann hier nachgelesen werden: http://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Professoren/fr53_CKoenig/PDFs_Publikationen/RichterKoenigKoppermannSchilling_inpress.pdf

In dem Paper von Richter et al (2016) wird mit Hilfe von Experimental-Gruppen die Übermittlung von bad news operationalisiert und ein Training zur optimalen Kommunikation in solchen Situationen abgeleitet. Geschulte Führungskräfte können die schlechte Botschaft fairer übermitteln, so dass nicht nur die Akzeptanz auf Seiten des entlassenen Mitarbeiters, sondern auch die Zufriedenheit des Vorgesetzten mit dieser negativen Situation steigen, was wiederum stressreduzierend wirkt.

Richter, M.; König, C.; Koppermann, C. & Schilling, M. (2016). Displaying fairness while delivering bad news: Testing the effectiveness of organizational bad news training in the layoff context. Journal of Applied Psychology, 101 (6), 779-792.

Motivation, Selbstwirksamkeit und Erwartung

Motivation fragt nach den Beweggründen menschlichen Verhaltens. Eine bekannte Motivationstheorie ist die VIE-Theorie nach Vroom (1964). V steht für Valenz, I für Instrumentalität und E für Erwartung. Die Valenz fragt nach der Wertigkeit eines Handlungsergebnisses. Die Instrumentalität steht für den Mittel-Zweck-Zusammenhang, denn Handlungsergebnisse können positive als auch negative Folgen haben. Die Erwartung ist als Prozentwert zu interpretieren, dass eine eigens durchgeführte Handlung auch zum gewünschten Handlungsergebnis führt (vgl. Nerdinger, 2014, S. 447). Verknüpft man die drei Faktoren multiplikativ, soll laut Vroom (1964) die Motivationsstärke daraus ableitbar sein. Nimmt die Erwartung den Faktor Null an, weil der Mensch nicht daran glaubt durch sein eigenes Handeln das Handlungsergebnis beeinflussen zu können, entsteht bei der Multiplikation keine Motivation.

Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) ist ein weiteres Konzept aus der Motivationspsychologie. Laut Bandura (1977) bezeichnet SWE die Erwartung einer Person, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können. Hohe SWE ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen das Gefühl haben schwierige Situationen erfolgreich bewältigen zu können. Diese Personen sehen Zufall, Glück oder andere unkontrollierbare Faktoren nicht als ursächlich an. Dafür gibt es diverse Belege. Probanden mit einem starken Glauben an die eigene Kompetenz, hoher Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben, geringer Angststörung oder Depression weisen tendenziell höhere Erfolge im Beruf oder der Ausbildung auf.

SWE kann sich mit der Zeit positiv als auch negativ entwickeln. Menschen die ein hohes Selbstvertrauen genießen und erfolgreich anspruchsvolle Aufgaben lösen konnten, entwickeln tendenziell eine noch höhere SWE. Es kommt zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Et vice versa.

Erwartungen haben generell eine hohe Macht über uns. Unter diesem Tenor wird derzeit an der Universität Würzburg geforscht. Abstract siehe hier: https://idw-online.de/de/news651277

Bereits Mitte des letzten Jahrhunderts konnten Placebo-Effekte dokumentiert werden. Verabreichte man Patienten mit starken Schmerzen statt eines Analgetikums eine Kochsalzlösung konnte im Nachgang eine Linderung der Symptome festgestellt werden. Gleiches gilt für Experimente, bei denen Probanden Bier trinken und ihren „Rausch“ beschreiben sollten. Die Manipulation bestand darin, dass alkoholfreie Biere ausgeschenkt wurden. Alleine die Erwartung, dass durch den Genuss von Alkoholika eine berauschende Wirkung einsetzt, kann zur Wahrnehmungsverzerrung führen.

Schwarz konnte (2015) in einem Experiment bestätigen, dass sich das Schmerzempfinden durch einfache Aussagen manipulieren lässt. „Gibt man Männern zu verstehen, dass sie empfindlicher bzw. unempfindlicher als Frauen seien“, hielten die jeweiligen Versuchspersonen Schmerzen besser oder schlechter aus. https://idw-online.de/de/news651277

Vor diesem Hintergrund werden sich die Betriebswirte vielleicht fragen, wie man die SWE der Mitarbeiter steigern kann. Menschen mit einer hohen SWE sollten höhere Leistungen im Unternehmen erbringen. Bandura (1977) nennt dazu vier Quellen:

  • Performance Accomplishments, d.h. erfolgreiche Bewältigung von herausfordernden Arbeitsaufgaben stärkt den Glauben an die eigenen Kompetenzen.
  • Vicarous Experience, d.h. Mitarbeiter beobachten ihre Kollegen, die gleiche oder ähnliche Aufgaben meistern und trauen sich diese dann selbst zu.
  • Verbal Persuasion, d.h. Vorgesetzte oder Kollegen reden den Mitarbeitern gut zu.
  • Emotional Arousal, d.h. Reduktion von starker emotionaler Erregung vor der Aufgabenbewältigung (bspw. autogenes Training vor einem Meeting) kann Menschen helfen, entspannter die Herausforderung zu meistern.

Literatur:

Bandura, A. (1977). Self-Efficacy: Toward a unifying theory of behavioral change. Psychology Review, 84 (2), 191-215.

Nerdinger, F.W. (2014). Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit. In Nerdinger, F.W.; Blickle, G. & Schaper, N. (Hrsg.) Arbeits- und Organisationspsychologie, (420-440). Wiesbaden: Gabler.

Vroom, V. H. (1964). Work and motivation. New York, NY: Wiley.

 

 

Neuigkeiten für das kommende Wintersemester 2016/17 Master Sales and Marketing

Mit in Kraft treten des neuen Curriculums wurden auch die Inhalte des Wings-Fernstudiums Master Sales & Marketing angepasst. Welche wichtigen Änderungen haben sich ergeben?

Wings Fernstudium Master Sales And Marketing: Studieren von überall. Nutzen Sie dazu die Fachpublikation "Journal of Master Sales And Marketing
Wings Fernstudium Master Sales And Marketing: Studieren von überall.

Im ersten Semester werden innovative didaktische Lehrformen eingesetzt. Im Modul wissenschaftliche Methoden können sich die Studierenden per Online-Video-Vorlesung auf die Präsenzveranstaltung vorbereiten. In diesem Video werde ich Ihnen vor allem aufzeigen, wie Sie eine wissenschaftliche Arbeit aufbauen und welche Methoden Sie dafür nutzen können. Vor Ort bleibt dann deutlich mehr Zeit, um in die quantitative Statistik einzusteigen und diese zu vertiefen. Wir werden bspw. die Korrelations- oder Regressionsanalyse an vielen anschaulichen Beispielen üben, so dass auch „Nichtmathematiker“ gut folgen können. Im Anschluss erfolgt eine zweistündige Klausur über die Inhalte.

Wie schon im letzten Jahr etabliert, können die Studierenden im ersten Semester frei entscheiden, ob sie sich im Modul „Grundlagen des Vertriebs“ per Online-Video-Vorlesung auf die Prüfung vorbereiten möchten. Alternativ können Sie mir live in der Präsenzveranstaltung zuhören.

Im dritten Semester MSM entscheiden sich die Studierenden für die Spezialisierung Vertrieb oder Marketing.

In der S-Vertrieb sind neue Module hinzugekommen. Das ehemalige Modul Multi-Channel-Management wird durch die modernere „Interpretation“ Cross-Channel-Management ersetzt. In der Verkaufspsychologie werden wir Ihnen neue Inhalte und Übungen anbieten. Sie bereiten sich per Online-Video-Vorlesung auf die Präsenzveranstaltung vor. Vor Ort werden wir dann diverse Übungen durchführen, damit Sie das erlernte Wissen in die Praxis transferieren können. So ist bspw. Kommunikation eine zentrale Aufgabe im Vertrieb und diese Kompetenz werden wir vor Ort trainieren. Außerdem werden wir ein kleines Emotionstraining durchführen, damit wir uns emotional besser auf unsere Kunden einstellen können. Gleiches gilt für das After-Sales-Management (Online-Video-Vorlesung und Trainings vor Ort, wie z.B. kundenorientiertes Verhalten) und die Vertriebsführung (Online-Video-Vorlesung und Trainings vor Ort, wie z.B. Personaleinstellung). Das Modul internationaler Vertrieb wird ab sofort durch Herrn M.Sc. Weinländer vertreten, der Sie an seiner Praxiserfahrung bei Siemens gerne partizipieren lässt.

In der S-Marketing freue ich mich ganz besonders über die professionelle Unterstützung durch Herrn Prof. Fend, der seit 2006 an der HS Ingolstadt lehrt. In seiner Verantwortung liegt der Fachbereich internationales Handelsmanagement, Marketing und quantitative Methoden. Herr Prof. Fend übernimmt die inhaltliche und didaktische Ausgestaltung des strategischen Marketings. Er sorgt dafür, dass das Grundlagenmodul Marketing (ebenfalls neu in seiner Verantwortung) optimal auf die Spezialisierung abgestimmt ist.

Genauso freue ich mich über die professionelle Unterstützung durch Herrn jun. Prof. Fischer. Seine Passion liegt vor allem im Marketing und Medien, so dass hier die perfekte Symbiose zu dem neuen Modul „Brand-Management“ hergestellt ist.

Dies sind zunächst einmal die wichtigsten, didaktischen und personellen Innovationen. Noch haben wir etwas Zeit bis das Wintersemester beginnt. Ich wünsche Ihnen bis dahin schöne Sommertage.

Beeinflusst die Farbgestaltung die Bewertung von Hautcremes?

Dieses und andere spannende Themen wurden am Wochenende (07/08 Mai 2016) auf der offenen Fachtagung an der HS-Wismar diskutiert. Rund 90 Studierende des Masterstudiengangs Sales and Marketing waren dafür aus ganz Deutschland angereist. Es wurden Vorträge gehalten und im Nachgang in tiefgründigen Diskussionen die mannigfaltigen Themen näher beleuchtet.

Ziel der Veranstaltung warOffene Fachtagung 2016 es, den Wissenstransfer zu maximieren. Jeder Studierende im Masterstudium Sales and Marketing ist Experte auf seinem Fachgebiet. Vor einem Auditorium hatten somit alle Teilnehmer die Möglichkeit, die Kommilitonen von ihrem Fachwissen profitieren zu lassen.

Neben dem rein fachlichen Part haben wir am Samstag nach getaner Arbeit das Vergnügen eingeläutet. Bei frühlingshaftem Wetter und bestem Sonnenschein sind wir per Schiff auf Erkundungstour durch den Wismaraner Hafen gegangen. Anschließend gab es ein gemeinsames opulentes Abendessen in einem hiesigen Hotel.

Für mich war es eine sehr gelungene offene Fachtagung. Einerseits die sehr guten Vorträge und andererseits war es die sehr gute Stimmung. Die Studierenden sind sich untereinander durch die offene Fachtagung näher gekommen. Zukünftig wird sicherlich das eine oder andere gemeinsame Projekt aus den neuen Bekanntschaften entstehen.

Da sich für das 4. Semester das Studium dem Ende zuneigt, wünsche ich allen maximale Erfolge bei Ihrer Masterarbeit

 

Meetings und deren Tücken

In der heutigen Unternehmenswelt sind Meetings kaum noch wegzudenken. Man bespricht sich in der Gruppe und erhofft sich dadurch reichhaltige Erkenntnisse. Nicht immer sind diese Treffen sinnvoll, denn die gewünschte Kreativität, Innovativität oder der Einfallsreichtum der Mitarbeiter wird dadurch kaum erhöht. Flueglistaller (2003, S. 293) stellt durch eine empirische Untersuchung fest, dass nur 6% aller Ideen in interessanten und paradoxerweise 10% in langweiligen Meetings entstehen. Beste Voraussetzung für das Hervorbringen von Innovationen ist nach Flueglistaler die Freizeit, in der über 50% neuer Ideen generiert werden.

Menschen glauben zwar daran, dass sie in der Gruppe quantitativ und qualitativ hochwertigere Einfälle generieren, aber dem ist vielfach nicht so.

Journalistisch wurde das Thema Meetings auf sueddeutsche.de aufgegriffen. Heuristisch werden 8 Fehler aufgezeigt, die zum Scheitern von Meetings führen können. Sie zählen

– das Fehlen von Zielen,

– die überfrachtete Agenda

– das Nichteinhalten von Zeiten

– die unvorbereiteten Teilnehmer

– die unstrukturierten und langweiligen Präsentationen

– die fehlende Aufmerksamkeit des Auditoriums

– den Captain’s Effect (das was der Chef sagt ist richtig) und

– die fehlende Handlungsbereitschaft aus den Ergebnissen des Meetings

auf.

Der gesamte Artikel ist hier nachzulesen.

Literatur: Flueglistaller, U. (2003). Von der Idee zur Innovation – eine Untersuchung von 65 KMU. unveröffentlichte Studie: St. Gallen.

Löst Kundenserivce häufiger stressbedingte Krankheiten aus?

In einer DAK-Studie ist zu lesen, dass sieben von zehn Beschäftigten im Groß- und Einzelhandel an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen.

Stress ist nach Greif (1991, S. 1) „ein unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe und subjektiv andauernde Situation wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint“.

Lazarus entwickelte dazu ein Modell, nach dem eine stressauslösende Situation eine Wechselwirkung zwischen den Anforderungen der Situation und der handelnden Person hervorrufen kann. Er geht davon aus, dass gleiche Situationen von Menschen unterschiedlich bewertet werden. Dies hängt von der subjektiven Bewertung und den in der Situation verfügbaren Ressourcen ab. Schlussendlich wird in dem Modell hinterfragt, wie gut kann jemand eine Situation bewältigen (coping).

Werden Menschen langanhaltenden stressauslösenden Situationen ausgesetzt, kann dies psychische aber auch physische Schäden nach sich ziehen. Hypertonie, Infarktrisiko durch erhöhte Adrenalinausschüttung oder aber Depressionen, Aggressionen sowie Burn-Outs können die Folgen sein.

Burn-Out wird dabei als ein „Syndrom aus emotionaler Erschöpfung, Depersonalisierung und reduzierter Leistungsfähigkeit beschrieben“ (Schaper, 2013, S. 531). Zuerst untersucht wurde dieses Syndrom in Sozial- und Pflegeberufen. Entscheidend für die Entwicklung von Burn-Outs im psychologischen Sinn ist in diesm Fall die hohe emotionale Bindung zwischen Patient und Pfleger. Übermäßig hohe Erwartungen von Seiten des Pflegepersonals kann bei nicht erfolgreicher Bewältigung des selbstgesetzten Anspruchs zu einem Zynismus gegenüber den Patienten führen. Man stelle sich vor, ein Betreuer hat sich zum Ziel gesetzt, alkoholkranke Patienten von ihrer Sucht heilen zu wollen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Betreuer im Zeitablauf gegenüber den Betroffenen gefühlslos und abgestumpft reagiert, wenn sich kein Erfolg einstellt. Dies kann sich auch bei Mitarbeitern einstellen, die im Kundenservicebereich, bspw. einer Beschwerdeabteilung, arbeiten.

In dem DAK Report wird folgendes festgehalten:

„Im Kundenkontakt zählt Schnelligkeit und eine positive Grundhaltung. Die Beschäftigten müssen immer freundlich bleiben, auch bei hoher Arbeitsbelastung. In der Auseinandersetzung mit anspruchsvollen Kunden entstehen Situationen, die emotional sehr belastend sein können. Zwei Drittel der befragten Beschäftigten (69 Prozent) gehen bei der Arbeit häufig oder manchmal bis an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit. Bei 4,9 Millionen Beschäftigten in der Branche sind das rund 3,4 Millionen Männer und Frauen bundesweit. Etwa die Hälfte der Beschäftigten mit viel Kundenkontakt (46 Prozent) können selten oder nie entscheiden, wann sie Pausen machen. Der Report zeigt auch, dass fast jeder Dritte keinen angemessenen Aufenthaltsraum hat. Oft müssen sich Mitarbeiter für ihre Pausen in Abstell- oder Lagerräume zurückziehen, was die Erholung beeinträchtigt.“ (Quelle: www.dak.de/dak/bundes-themen/Handelsreport_2016-1794926.html Stand 05/16).

Ob die Mitarbeiter die beschriebene Arbeitssituation als stressauslösend wahrnehmen und ob daraus stressbedingte Krankheiten entstehen ist individuell unterschiedlich. Generell kann aber von Seiten des Unternehmens und des einzelnen Mitarbeiters das Stressrisiko gesenkt werden. Adäquate Präventionsmöglichkeiten sind bspw. regelmäßige Feedbacks über die Arbeit der Servicemitarbeiter, Schulungen im Umgang mit Kunden aber auch Sportangebote nach der Arbeit.

Literatur:

Greif, S. (1991). Stress in der Arbeit – Einführung und Grundbegriffe. In: Greif, S, Bamberg, E., Semmer, N. (Hrsg.): Psychischer Stress am Arbeitsplatz (1-28). Göttingen: Hogrefe.

Schaper, N. (2013). Wirkungen der Arbeit. In Nerdinger, F.W.; Blickle, G. & Schaper, N. (Hrsg.) Arbeits- und Organisationspsychologie (517-438). 3. Aufl. Wiesbaden: Gabler.

In der Wirtschaft werden kaum valide Personalauswahlverfahren eingesetzt

Personalauswahl, Bewerbungsgespräch

Bis Dato haben valide Personalauswahlinstrumente wenig Einzug in die Deutsche Wirtschaft gefunden. Kanning (2016) hat eine Studie mit rund 1000 Bewerbern durchgeführt. Die Ergebnisse sind ernüchternd. In rund 75% aller Einstellungsgespräche lag nicht einmal ein Interviewleitfaden vor, obwohl dieser laut der Metaanalyse von Schmidt & Hunter (1998) die Validität des Verfahrens erheblich steigert. Die Validität sagt etwas über die Tauglichkeit einer diagnostischen Methode aus. Mit einem konventionellen und unstrukturierten Einstellungsgespräch kann der berufliche Erfolg eines Kandidaten nur zu 2 % vorhergesagt werden. Es kommt also dem reinen Raten nahe. Wird allerdings ein anforderungsbezogenes und strukturiertes Interview durchgeführt, liegt dieser Wert bereits bei 16 % (Schmidt & Hunter, 1998). Dies ist seit Jahren bekannt. Warum Personaler auf zuverlässige Einstellungsmethoden verzichten, bleibt unklar. Die wirtschaftlichen Risiken können als hoch beziffert werden, wenn ein ungeeigneter Kandidat eingestellt wird. Neben Lohn, Lohnnebenkosten fallen sicherlich auch die Einarbeitungsaufwendungen sowie die investierte Zeit an. Kaum zu beziffern ist der entgangene Gewinn, wenn statt des ungeeigneten ein geeigneter Kandidat eingestellt worden wäre. Erschreckend ist zudem, dass immer noch Fragen mit einer Null-Korrelation zum späteren beruflichen Erfolg gestellt werden: „Was ist Ihre größte Schwäche?“. Solche Fragen werden kaum Bezug zu der ausgeschriebenen Stelle haben. Es ist eher eine Aufforderung zur Selbstdarstellung der Kandidaten und eine Aufforderung im Vorfeld des Einstellungsgespräches bestimmte Floskeln auswendig zu lernen. So könnte man darauf antworten „ich bin so ungeduldig und möchte sofort mit der Aufgabe anfangen“.

Weiterhin werden zudem sog. Knock-Out-Kriterien verwendet, um Bewerber im Vorfeld zu selektieren. Es hat sich dafür die Note aus dem letzten Zeugnis (Schule oder Hochschule) etabliert. Auch dies besitzt keine Aussagekraft. Schulische oder universitäre Leistungen haben laut Schmidt und Hunter (1998) ebenfalls keine Vorhersagekraft für späteren beruflichen Erfolg und besitzen zufälligen Charakter. Man könnte genauso gut die Kandidaten auswürfeln. Schulnoten sind also ebenfalls ungeeignet, es sei denn man möchte den Ausbildungserfolg prognostizieren.

Wenn Sie mehr über valide Einstellungsverfahren wissen möchte, empfehle ich Ihnen die Weiterbildung Personalpsychologie bei der Wings https://www.wings.hs-wismar.de/de/weiterbildung/wirtschaftspsychologie/zertifikatskurse/personalpsychologie

Literaturverzeichnis:

Kanning, U. (2016). Wie Bewerberinnen und Bewerber die Praxis der Personalauswahl erleben und bewerten [Abstract]. Report Psychologie, 41, 56-66.

Schmidt, F. & Hunter, J. (1998). The validity and utility of selection methods in personell psychology: Practical and theoretical implications of 85 years of Research findings. Psychology bulletin, 124, 2, 262-274.